Transdisziplinäre Forschung: Perspektiven aus Pflege und Ökonomie verknüpfen. Das Bild zeigt Dr. Bouchra Achoumrar im Gespräch mit einem Gast auf der Jubiläumsveranstaltung vom IEGUS im Juli 2023

Dr. Bouchra Achoumrar bereichert seit Anfang 2023 das Team des Instituts. Sie ist Gesundheitswissenschaftlerin und forscht vor allem zu den Themen Migration und Integration.
Dabei schlägt sie immer wieder eine Brücke zwischen gesundheitswissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Perspektiven. Wir haben Bouchra zu ihrer Arbeit und ihren Forschungsinteressen interviewt:

Was ist deine Aufgabe bei IEGUS?

Dr. Bouchra Achoumrar: Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin. Ursprünglich mit Fokus auf Diversität in Gesundheitsorganisationen, inzwischen sind zusätzliche betriebswirtschaftliche Themenschwerpunkte dazugekommen.

Transdisziplinäre Forschung: Perspektiven aus Pflege und Ökonomie verknüpfen. Das Bild zeigt Dr. Bouchra Achoumrar auf einem professionellen Mitarbeiterfoto. Sie hat dunkle Haare die zu einem Dutt hochgesteckt sind und lächelt in die Kamera.

Dr. Bouchra Achoumrar

Wie bist du zu IEGUS gekommen?

Dr. Bouchra Achoumrar: Ich wurde über LinkedIn angesprochen und nach einem persönlichen Gespräch habe ich bei IEGUS angefangen.

Du hast vorher etwas völlig anderes gemacht: Was hat dich zu den Gesundheitswissenschaften geführt?

Dr. Bouchra Achoumrar: Der Zufall hat stets meinen akademischen und beruflichen Werdegang gelenkt. Ursprünglich habe ich in meiner Dissertation eine betriebswirtschaftliche Fragestellung verfolgt, die stärker auf Einrichtungen des Gesundheitswesens bezogen war. Mein Doktorvater Herr Prof. Remmers, der damalige Leiter des Fachbereichs Humanwissenschaften am Institut für Gesundheitsforschung und Bildung an der Universität Osnabrück, äußerte den Wunsch, die ursprüngliche Fragestellung zu erweitern. Er schlug eine wesentlich stärkere Substantiierung des pflegerischen Handlungsfeldes als Terrain vor, in dem sich transkulturelle Fragen einer subjektiv als gelungen empfundenen Pflege mit evaluativen Fragen ihrer betriebswirtschaftlichen Bedeutsamkeit in einer sehr differenzierten Weise verbinden lassen. Daraufhin habe ich durch eine Einarbeitung in der einschlägigen gesundheits- und pflegewissenschaftlichen Forschung meinen Untersuchungsansatz entsprechend erweitert. Unter gemeinsamer Betreuung durch Herrn Prof. Winfried Zapp an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Hochschule Osnabrück hat sich daraus ein neuer Forschungsschwerpunkt mir einer originär pflegewissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellung ergeben, der kulturwissenschaftliche Themen einschließt.

Welches Thema ist dir besonders wichtig? Warum brennst du dafür?

Dr. Bouchra Achoumrar: Meine akademische und berufliche Entwicklung ist stark multidisziplinär geprägt. Diese Orientierung führte dazu, dass ich mich intensiv mit Fragen der Pflegeforschung auseinandersetze, insbesondere im Kontext transkultureller Fragen. Dabei habe ich erkannt, wie wichtig es ist, die kulturellen Aspekte des Gesundheits- und Pflegewesens zu verstehen und in betriebswirtschaftliche Überlegungen einzubeziehen. Dieser Perspektivenwechsel hat mir ein tieferes Verständnis für Pflege und Ökonomie als zwei als sich ergänzende Bereiche ermöglicht. In beiden Bereichen gibt es jeweils eigenständige Diskussionen mit Blick auf einen gemeinsamen Gegenstand – einer Bedürfnisbefriedigung als höchstes Ziel des pflegerischen und wirtschaftlichen Handelns.

Mein brennendes Interesse gilt daher der Verknüpfung von pflegewissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Themen. Ich glaube, dass diese Verbindung von großer Bedeutung ist, da sie dazu beiträgt, die Qualität der Pflege zu verbessern und die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern. Pflege ist ein essenzieller Teil unseres Gesundheitssystems, und es ist entscheidend, dass wir sie in all ihren Facetten verstehen und fördern.

Warum sollten andere sich dafür interessieren?

Dr. Bouchra Achoumrar: Weil die Pflege eine grundlegende Rolle in der Gesundheitsversorgung spielt und eine positive Veränderung in diesem Bereich das Wohl unserer Gesellschaft insgesamt verbessern kann. Indem wir pflegewissenschaftliche Erkenntnisse mit betriebswirtschaftlichen Ansätzen verbinden, können wir effektivere und effizientere Pflegemodelle entwickeln, die letztendlich die Patientenversorgung verbessern und die Ressourcen optimal nutzen. Das ist nicht nur für professionell Handelnde im Gesundheitswesen von Bedeutung, sondern betrifft uns alle. Wir alle könnten irgendwann auf Pflege angewiesen sein. Um die Zukunft der Gesundheitsversorgung zu gestalten, ist es daher wichtig, sich mit diesem Thema zu befassen und sich dafür zu engagieren.

Was war dein liebstes Projekt in deiner bisherigen Zeit beim IEGUS?

Dr. Bouchra Achoumrar: Ich habe verschiedene Schwerpunkte in meiner Arbeit und meinen Interessen. Von der Fachkräftegewinnung und -bindung über Diversity und Migration bis hin zur Erforschung der Auswirkungen von Insolvenzen in der Altenpflege sind alle diese Themen äußerst aktuell und spannend.

Was inspiriert oder motiviert dich bei deiner täglichen Arbeit?

Dr. Bouchra Achoumrar: Es motiviert mich besonders, an Projekten zu arbeiten, die meinen Forschungsinteressen entsprechen.

Welchen Aspekt deines Jobs hast du besonders gern?

Dr. Bouchra Achoumrar: Einen Aspekt meiner Arbeit, den ich besonders schätze, ist die Gelegenheit, neue Erkenntnisse zu gewinnen und unbekannte Fragen zu erforschen.

Was machst du gern, wenn du gerade nicht für das IEGUS forschst?

Dr. Bouchra Achoumrar: Parallel zu meiner Arbeit bei IEGUS bin ich in der Lehre der Alice-Salomon-Hochschule Berlin tätig. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport und gehe auf Reisen.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke!


Qualitative oder quantitative Forschung?

Eher qualitative Forschung, je nach Kontext auch Mixed-Methods-Forschung

Kaffee, Tee oder lieber etwas anderes?

Kommt darauf an😊

Wie verbringst du deinen Urlaub am liebsten?

Verreisen


Die Wege in die Forschung für Gesundheits- und Sozialwirtschaft sind vielfältig. Dr. Bouchra Achoumrars Weg zum IEGUS zeigt, wie wichtig und bereichernd in diesem Bereich Transdisziplinarität sein kann. Interessieren Sie sich für einen oder mehrere der Forschungsschwerpunkte? Haben Sie weitere Fragen? Sprechen Sie uns gern an!

Ihre Ansprechpartnerin zu Migration und Diversity


Artikel: Was bedeutet „gute Pflege“?

Die Erwartungen an die Qualität der pflegerischen Versorgung beruhen auf verschiedenen normativen, individuellen und soziokulturellen Maßstäben. Es gibt bislang wenige Kenntnisse über gruppenspezifische Pflegeverständnisse und Wertmaßstäbe im transkulturellen Kontext. Der Artikel beleuchtet das subjektive Erleben von „guter Pflege“ aus der Perspektive von Heimbewohner*innen mit und ohne muslimischen Hintergrund. Er zeigt, dass im transkulturellen Kontext die Pflegequalität und das tatsächliche Wohlfühlen des zu betreuenden Menschen, die vielfältigen Lebensrealitäten und individuelle Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen sollen, nicht Differenzen. Der Fachlichkeit und der Güte der Beziehung zwischen Pflegebedürftigen und professionell Pflegenden kommt im Hinblick auf Menschlichkeit und Gleichbehandlung sowie auf die Wahrnehmung der Lebenssituation, inklusive individueller und soziokultureller Werte, besondere Bedeutung zu.

Den vollständigen Artikel von Dr. Achoumrar finden Sie hier.

Achoumrar, B. Transkulturelle Perspektive: Was bedeutet „gute Pflege“?. Pflegezeitschrift [JBScG1] 76, 60–62 (2023). https://doi.org/10.1007/s41906-023-2157-8