Fachkräftegewinnung und -bindung

Verstehen

Wir identifizieren die Beweggründe, aus denen heraus (potenzielle) Mitarbeitende ihre beruflichen Entscheidungen treffen.

Entlastung

Wir ermitteln Maßnahmen, durch die der Arbeitsalltag der Mitarbeitenden besser auf deren Erwartungen und Bedürfnisse ausgerichtet werden kann.

Öffentliche Wahrnehmung

Wir untersuchen, wie die Gesundheits- und Sozialwirtschaft attraktiver werden kann – von der authentischen Kommunikation zur angemessenen Vergütung.

Praxistransfer

Wir leisten einen maßgeblichen Beitrag für die nachhaltige Verzahnung wissenschaftlicher Erkenntnisse mit den Bedürfnissen und Bedarfen aus der (Pflege-)Praxis.

Einleitung

Im Zuge des demografischen Wandels steht in vielen Bereichen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft eine wachsende Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen einem sinkenden Angebot an Erwerbstätigen gegenüber, die diese Leistungen erbringen können. Ob in der Pflege, Podologie, Hörgeräteakustik, Radiologie, Zahnmedizin, Pädagogik oder im Rettungswesen – Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten wird fast in allen Zweigen der Branche immer schwieriger.

Wir erforschen, welche politischen und arbeitgeberseitigen Maßnahmen helfen, in Deutschland und international Menschen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft zu begeistern und der Situation erfolgreich zu begegnen.

Maßnahmenbereiche

Unser Angebot

Wir erarbeiten anwendungsorientierte Lösungsansätze für Ministerien, Behörden, Verbände, Kommunen und Unternehmungen.

In Studien und Gutachten analysieren wir die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und Potenziale.

Wir evaluieren Programme zur Akquise und Bindung von qualifizierten Mitarbeitenden aus dem In- und Ausland.

Wir ermitteln wirksame und praktikable Maßnahmen, um Mitarbeitenden im Beruf und/oder Unternehmen langfristig gute Arbeit zu ermöglichen.

Zentrale Themen

Vereinbarkeit

Eine gute Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit hat gerade in den oft weiblich dominierten Gesundheits- und Sozialberufen einen hohen Stellenwert. Ob Unterstützungen bei der Betreuung und Pflege Angehöriger oder das zur Lebensphase passende Arbeitszeitmodell – bessere Vereinbarkeit ermöglicht, früher in den Beruf zurückzukehren, größere Stellenumfänge und verhindert Berufsausstiege und Abwanderungen in die Zeitarbeit. Sie ist darüber hinaus zentraler Schlüssel zu mehr Zufriedenheit und Lebensqualität der Mitarbeitenden. Damit trägt sie entscheidend zum langfristigen Berufsverbleib und zu einem guten Image des Unternehmens und der Branche bei.

Wir untersuchen, welche Modelle umsetzbar und wirksam sind und welche Rahmenbedingungen es braucht, um sie erfolgreich und nachhaltig zu implementieren.

Vergütung

Gesundheits- und Sozialberufe werden nicht überwiegend wegen der Entlohnung ergriffen. Doch auch intrinsisch motivierte Mitarbeitende sehen sich nach Alternativen um, wenn sich ihre Verantwortung, Belastung und Expertise nicht in einem angemessenen Gehalt widerspiegelt. Dies gilt insbesondere bei zunehmender Arbeitsverdichtung und attraktiven konkurrierenden Beschäftigungsmöglichkeiten. Eine als angemessen empfundene Entlohnung hingegen signalisiert Wertschätzung und stärkt damit die Bindung an Beruf und Arbeitgebenden. Zudem ist sie – wenn sie erfolgreich kommuniziert wird – ein zentraler Faktor für die öffentliche Wahrnehmung der Branche.

Wir erheben Entgelte, Gehaltsvorstellungen und vergütungsrelevante Regelungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft und analysieren ihre Auswirkungen auf Entscheidungen der Mitarbeitenden und Wirtschaftlichkeit der Versorgung.

Gesundheitsförderung und Prävention

Von der Verfügbarkeit geeigneter Schutzausrüstung zur Burn-Out-Prävention – Reduktion von und Unterstützung bei Belastungen sind in den körperlich und psychisch herausfordernden Gesundheits- und Sozialberufen essenziell. So können Fehlzeiten, vorzeitige Berufsausstiege und Abwanderungen in die Zeitarbeit reduziert werden. Gleichzeitig wird den Mitarbeitenden Wertschätzung vermittelt und damit ihre Motivation und Loyalität gestärkt. Das Unternehmen kann sich durch ein verantwortungsbewusstes Image von Konkurrenten abheben und die Branche insgesamt von der positiven Außenwirkung profitieren.

Wir ermitteln gesundheitliche Risken und Bedarfe, evaluieren Präventionskonzepte und entwickeln Leitlinien für Arbeits- und Gesundheitsschutzsysteme.

Führung und Kommunikation

Die Gestaltung der internen Kommunikation sowie von Verantwortlichkeiten und Abläufen trägt entscheidend zur Bindung der Mitarbeitenden und Außenwirkung einer Organisation und eines Berufsbildes bei. Mitarbeitende, die in ihren Kompetenzen, Potenzialen und Wünschen gesehen werden und sich einbringen können, identifizieren sich stärker mit ihrem Beruf und Arbeitgebenden. Eine gute Führung und individuelle Investitionen in die Mitarbeitenden vermitteln genau diese Wertschätzung. Durch klare Kommunikation und situationsangemessene Reaktion auf Herausforderungen und neue Entwicklungen vermag sie gleichzeitig, Zusammenhalt und Resilienz im Team zu stärken. Diversitätssensible Führungskultur und Kommunikation bilden die Basis eines diskriminierungsfreien Arbeitsumfelds und stärken die Integration und Kooperation in Teams.

Wir befragen Mitarbeitende auf allen Hierarchieebenen nach ihren Erfahrungen und Perspektiven. So können wir Best Practices und Schwachstellen identifizieren und passgenaue Ansätze für eine nachhaltige Stärkung von Führung, Team und Organisation entwickeln.

Ausbildungsqualität

Eine qualitätsorientierte Ausbildung ist in den Fachberufen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft unerlässlich. Auszubildende und Studierende bewegen sich im Dreieck zwischen den eigenen beruflichen Idealen und Erwartungen, der sich noch entwickelnden beruflichen Handlungskompetenz und der oftmals mit Herausforderungen verbundenen Ausbildungsrealität. Um Ausbildungs- und Studienabbrüchen vorzubeugen, ist es notwendig, von allen Seiten anzusetzen: Bereits in der Phase der Berufsorientierung muss ein realistisches Berufsbild vermittelt werden. Eine gelungene Verzahnung von theoretischen und praktischen Ausbildungs- und Studienanteilen ist für die Ausbildungsqualität essenziell. Zugleich ist es erforderlich, den Unterstützungsbedarfen von Lernenden und Lehrenden frühzeitig zu begegnen, um die die Ausbildungsqualität nicht betrieblichen Notwendigkeiten unterzuordnen. So werden die notwendigen Bedingungen für den Ausbildungs- und Studienerfolg geschaffen. Eine solche Umgebung ermöglicht es den Auszubildenden und Studierenden, eine selbstbewusste berufliche Identität zu entwickeln, sich langfristig zu engagieren und eine positive Haltung zum Beruf nach außen zu vertreten.

Wir erforschen, wie Risiken für Ausbildungs- und Studienabbrüche frühzeitig erkannt werden können und entwickeln Empfehlungen für präventive Maßnahmen.

Weiterbildung und Karriere

Attraktive interne Entwicklungsmöglichkeiten sind ein zentraler Baustein zur Gewinnung und Bindung kompetenter Mitarbeitender. Die Förderung horizontaler und vertikaler Karrieren vermittelt Wertschätzung, stärkt die Identifikation mit Organisation und Beruf und trägt entscheidend dazu bei, komplexer werdende Anforderungen erfolgreich zu bewältigen. Eine gelingende Mitarbeitendenentwicklung geht dazu strategisch vor: Sie erkennt Potenziale, Wünsche und Hemmnisse im Team, genauso wie den Kompetenzbedarf im Betrieb. Sie erschließt Refinanzierungsquellen und setzt die geeigneten Instrumente zielgerichtet ein. Dazu gehört es auch, den Einsatz der neu erworbenen Kompetenzen sicherzustellen und angemessen zu vergüten.

Wir untersuchen Status Quo und Potenziale der Personalentwicklung. Wir erforschen, wie gesetzliche Regelungen, Finanzierungsstrukturen und Kooperationsnetzwerke geeignete Rahmenbedingungen schaffen und in welchen Kontexten welche Instrumente zielführend einzusetzen sind.

Professionalisierung

Wann wird aus einem Beruf eine Profession? Professionalisierung bedeutet die (Weiter-)Entwicklung einer selbstständigen Fachlichkeit mit definiertem Aufgabenprofil und Selbstverständnis. Dies geht mit Fragen zur Organisations- und Persönlichkeitsentwicklung einher. Wir verstehen dabei alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Qualifikationsniveaus als Expert*innen ihres Tätigkeitsfeldes, die diesen Prozess mitgestalten. Die Schärfung der Berufsbilder in der der Gesundheits- und Sozialwirtschaft bildet zudem die Grundlage für ein besseres Zusammenspiel über sektorale und funktionale Grenzen hinweg. Die Wertschätzung und Einbindung professionsspezifischer Kompetenzen stärkt die Identifikation mit dem Beruf und trägt damit zum langfristigen Berufsverbleib bei. Professionalität äußert sich auch in einer selbstbewussten und differenzierten Außendarstellung und steigert damit das Interesse für den Beruf.

Wir erforschen, welche Aspekte zu einer weiteren Professionalisierung der Berufe in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft beitragen. Wir betrachten zudem, wie der Qualifikationsmix in Einrichtungen über die Professionsgrenzen hinweg nachhaltig gelingen kann.

Zum Begriff „Pflegefachkräfte“

Hinter dem Begriff „Fachkraft“ verbirgt sich eine Vielfalt an unterschiedlichen Berufen und Qualifikationsniveaus. Die Bundesregierung versteht darunter „[…] grundsätzlich sowohl Personen mit einer anerkannten akademischen als auch einer anerkannten anderweitigen mindestens zweijährigen abgeschlossenen Berufsausbildung.“

Im Kontext der Pflege wird der Begriff am häufigsten für Pflegende mit dreijähriger Ausbildung verwendet. In der “Rahmen-Berufsordnung für professionell Pflegende” wurde jedoch bereits 2004 der Begriff der „ professionell Pflegenden“ geprägt – in Abgrenzung zur informellen Pflege bzw. Laienpflege. IEGUS bevorzugt diese in der Fachliteratur etablierten Terminologie.

Fachkräftegewinnung und -bindung in der Pflege

Die Profession Pflege zeichnet sich durch ihre zahlreichen Möglichkeiten, in den Beruf einzumünden, ihre inhaltliche Vielfältigkeit und eine hohe Verantwortungsübernahme in sämtlichen Einsatzfeldern aus. Neben einer Vielzahl an Kompetenzen sind professionelle Haltungen entscheidend für die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Pflege und für den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen.

Das Wissen um die Vorbehaltstätigkeiten gem. § 4 PflBG ist für angehende professionell Pflegende essenziell, um die Erwartungshaltungen an den gewünschten Beruf mit den tatsächlichen Aufgaben zusammenzuführen und Ausbildungsabbrüche zu verhindern. Die darauf bezogene Aufklärungsarbeit ist wichtig, um gezielt Menschen für den Pflegeberuf zu erreichen und nachhaltig zu begeistern.

IEGUS beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Entwicklungen im Pflegearbeitsmarkt. In unseren Studien konnten wir drei übergeordnete Bereiche identifizieren, in denen Politik und Arbeitgeber ansetzen können, um die Attraktivität des Pflegeberufs nachhaltig zu steigern:

Illustration der drei zentralen Maßnahmenbereiche für die Arbeitsplatzqualität in der Pflege: Öffentliche Wahrnehmung, Arbeitsalltag und Professionalisierung.

Ausgewählte Projekte

Befragung zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege im Rahmen der KAP (2020-22)


Im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) des BMG, des BMFSFJ sowie des BMAS haben wir von 2020 bis 2022 eine Studie zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege konzipiert und durchgeführt sowie Empfehlungen für Maßnahmen zum Pflegearbeitsplatz der Zukunft entwickelt. Dabei haben wir eine systematische Literaturanalyse durchgeführt und mit qualitativen Befragungen von beruflich Pflegenden und einer quantitativen Umfange unter allen beruflich Pflegenden in Deutschlands verknüpft. Ergänzt wurden diese Untersuchungen durch Sekundäranalysen unserer Projektpartner*innen an der Ruhr-Universität Bochum und dem WifOR Institut.

Analyse von Maßnahmen zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen in der Pflege (2021-24)

IEGUS erhielt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) den Auftrag, Ausbildungsabbrüche in Pflegeberufen zu untersuchen. Das Modellprojekt über drei Jahre beinhaltet nach einer Analyse- und Erhebungsphase auch eine Pilotierung und Evaluation der ermittelten Maßnahmen zur Abbruchprävention im konkreten Praxisfeld. Ziel ist es, Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren, vorzeitige Vertragslösungen zu verringern und so einen Beitrag zur Stabilisierung der Fachkraftsituation zu leisten.

Wie Sie uns erreichen

Berlin

Reinhardtstr. 31

10117 Berlin

Bochum

Gesundheitscampus-Süd 29

44801 Bochum

E-Mail

Telefon

+49 (0)30 983 122 24