Ausbildungsabbrueche in der Pflege verhindern: Krankenschwester in blaugrünem Kasack schiebt eine Frau im Rollstuhl durch einen Krankenhausflur.

Der Personalbedarf in der professionellen Pflege wird auch zukünftig weiter steigen. Vor diesem Hintergrund sind Ausbildungsabbrüche besonders problematisch. Um dieser Problemstellung zu begegnen, hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ein Forschungsprojekt zu Ausbildungsabbrüchen in der Pflege und deren Verhinderung initiiert, das von 2021 bis 2024 läuft. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern von der contec GmbH und dem ISG Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH führen wir für dieses Projekt Erhebungen unter Auszubildenden in der Pflege durch und analysieren Maßnahmen zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen in der Pflege.

Praxisschock als potenzielles Abbruchmotiv

Am Anfang des Projekts standen umfangreiche Literaturanalysen, Interviews und Gruppendiskussionen mit Stakeholdern, aber auch eine Panel-Befragung von Auszubildenden. In der ersten Befragungswelle  lag der thematische Schwerpunkt auf Berufsorientierungsmaßnahmen und den Erwartungen an den Beruf. In den beiden weiteren Befragungswellen standen weitere Erfahrungen in der Ausbildung, das Abbruchverhalten und mögliche darauf bezogene Einflussfaktoren im Mittelpunkt.

Bereits die erste Befragungswelle zeigt: Es gibt erhebliche Abweichungen zwischen den Erwartungen von Auszubildenden und der tatsächlich erlebten Ausbildungsrealität. Der sogenannte Praxisschock wurde demnach als ein potenzielles Abbruchmotiv identifiziert. Insbesondere die körperliche als auch psychische Belastung waren höher als ursprünglich angenommen. Zwar sind Abweichungen in den Erwartungen nicht zwangsläufig problematisch, allerdings gehen sie mit verstärkten Abbruchgedanken einher. Anschließend an die Datenerhebung wurde mit Vertreter*innen aus der Pflegebranche eine Workshop-Reihe zur Reflexion der Ergebnisse und Ko-Kreation von Maßnahmen zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen durchgeführt. Zudem führte das Projektteam vertiefende Interviews mit Auszubildenden, bei denen es zum vorzeitigen Ende der Ausbildung in der Pflege kam.

Pilotphase zur Erprobung der Maßnahmen

Vorläufiges Ergebnis des Forschungsprojektes ist nach diesen umfangreichen Datenerhebungen und -analysen schließlich ein Kriterienkatalog, der als „Haus der guten Ausbildung“ ab August 2023 in der Praxis sowohl in verschiedenen Pflegeeinrichtungen als auch Pflege-(Berufs-)Schulen erprobt wird. Die Besonderheit des Projektes liegt in der auszubildenden-zentrierten Entwicklung dieser Maßnahmen. Im Kontext der Pilotierung werden anhand des individuellen Bedarfs an den ausgewählten Lernorten Maßnahmen zur Prävention von Ausbildungsabbrüchen etabliert. Ziele der Pilotierung sind:

  • eine gesteigerte Ausbildungsattraktivität und -qualität in den Einrichtungen,
  • eine gesteigerte Auszubildendenzufriedenheit
  • aber auch die Schaffung innovativer Lernformen.

Die Etablierung der Maßnahmen wird von Teammitgliedern aus der contec GmbH und dem IEGUS begleitet und vom Team des ISG evaluiert. Die aus der Pilotierung gewonnenen Erkenntnisse fließen zukünftig in das Gesamtforschungsvorhaben ein.

Das Forschungsprojekt beleuchtet damit auf vielfältige Weise ein umfangreiches und auf die Bedarfe der Pflege abgestimmtes Maßnahmenpaket. Dieses soll dazu beitragen, Ausbildungsabbrüche in der Pflege zu vermeiden, und den Lernorten Betrieb und Schule Werkzeuge an die Hand geben, um die Pflegeausbildung zielgruppenspezifisch auszurichten.

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